Katrin Niedermeier
Virtuell bezeichnet gemäss Duden etwas, was nicht echt, also nicht in Wirklichkeit vorhanden, aber dennoch echt erscheinend ist. In einer Post-Internet-Gegenwart scheint es jedoch fraglich, inwiefern die Unterscheidung zwischen simulierter und echter Wirklichkeit überhaupt noch greift. Katrin Niedermeiers Bildwelten, bestehend aus Animationen, Filmstills, Installationen, Malerei und Video entstehen zu grossen Teilen mithilfe digitaler Technologien. Sie zeigen Landschaften und Körper, die nicht nur in ihrer Erscheinung vertraut wirken, sondern sich auch auf konkrete analoge Gegebenheiten beziehen. In der 3D-Animation Blooming (2016) wird die Natur im Schlossgarten von Versailles als düstere, von Menschen gestaltete und kontrollierte Struktur dargestellt, sodass der Sehnsuchtsraum Garten einen dystopischen, an Computerspielästhetik erinnernden Unterton erhält. Die Avatare, die in Niedermeiers Arbeiten immer wieder auftauchen und von vorwiegend männlichen Designern digital entworfen werden, basieren auf Scans bzw. Fotografien realer menschlicher Frauenkörper. Dass Analog- und Digitalraum nicht zwei eindeutig voneinander trennbare Sphären darstellen, sondern sich in unserer westlichen Gegenwart auf unübersichtliche Art und Weise durchdringen und überlappen – sei es etwa in Bezug auf menschliches Begehren oder Bedingungen und Funktionsweisen kapitalistischer Systeme –, das wird in Niedermeiers Werken erfahrbar gemacht.
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